Am 18. Oktober 2023 hat unsere Veranstaltung „Fahrradstadt Königswinter – geht das?“ stattgefunden.
Hier findet ihr Impressionen von der Veranstaltung: Fahrradstadt Königswinter – Impressionen
Auf der Veranstaltung konnten interessierte Personen Fragen formulieren, die wir versprochen haben, im Nachhinein auf unserer Seite zu beantworten. Es haben uns 14 Fragen und Anregungen von 8 Personen erreicht. Hier möchten wir diese beantworten. Ein Klick auf die Frage öffnet die Antwort.
1) Fahrrad fahren beginnt bereits im Kindergarten.
Ab der Grundschule wird dies leider unterbunden (GS Stenzelberg)
(„Verbot“ durch Schulleiterin)
Ist es nicht auch Aufgabe der Stadt dies zu unterstützen?
Eine Fahrradstadt Königswinter braucht auch möglichst viele Fahrradnutzende. Je früher Zufußgehen und Radfahren als selbstverständliche Fortbewegung gelernt werden, desto besser.
Schulleitungen müssen sorgsam Sicherheit und die Selbstständigkeit der Kinder gegeneinander abwägen – nicht immer eine einfache Aufgabe. Deshalb bitten einige darum, dass Grundschulkinder vor dem „Fahrradführerschein“ nicht allein mit dem Rad zur Schule fahren.
Aufgabe der Stadt ist es Verkehrswege so zu planen, dass Kinder jederzeit zu Fuß und mit dem Fahrrad selbständig und sicher zur Schule und wieder nach Hause kommen. Solange die Schulwege in Königswinter diesem Anspruch noch nicht genügen, haben wir gewisses Verständnis für die Position der Schulleitungen.
Selbstverständlich sollten Kinder bis zum Erreichen der nötigen Selbständigkeit von Eltern auf ihrem Schulweg begleitet werden.
Neben dem eigentlichen Schulweg sind auch die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder auf dem Schulgelände zu betrachten.
2) Wie ist es möglich, dass Lehrer (GS Stenzelberg) über einen Fußweg auf einen „Platz“ mit dem Auto fahren, der nicht als Parkplatz ausgewiesen ist?
Es fällt uns schwer, ohne die Situationen selbst beobachtet zu haben, zu diesem speziellen Fall Stellung zu nehmen.
Grundsätzlich sind wir der Ansicht, dass Fußwege auch ausschließlich als Fußweg genutzt werden sollten. Sofern noch nicht geschehen, empfehlen wir, zunächst die betreffenden Lehrkräfte selbst anzusprechen, und wenn das nicht hilft mit der Schulleitung zu reden und das Problem intern zu klären.
Sollten alle direkten Kommunikationsversuche erfolglos bleiben, wäre der nächste Schritt, Kontakt mit der Stadtverwaltung aufzunehmen und zum Schutz des Fußweges ggf. bauliche Maßnahmen zu erbitten.
3) Wäre es möglich, die Kreuzung in H’rott so einzustellen, dass Radler nicht zu 100% einen bestimmten Punkt anvisieren müssen, um grün zu bekommen, auch ohne Hilfe des Autos? Meist rutsche ich morgens dann auf den Bürgersteig um bei den Fußgängern um grün zu betteln.
Wir gehen der Frage nach solchen „fahrradunfreundlichen“ Bedarfsschleifen nach und werden die Anzahl im Stadtgebiet und die technischen Möglichkeiten erfragen.
4) Wieso ist es nicht möglich, die komplette Durchfahrt in Thomasberg auf Tempo(30) zu drosseln? Die Bürgersteige sind extrem schmal, Kinder können, aufgrund der Topographie, nur schwer Straßen queren – in ganz Thomasberg gibt es eine Querungshilfe. Im Bereich des Rewe gibt es gar nichts. Auch der Fußverkehr innerhalb des Ortes sollte berücksichtigt werden. Viele ältere Leute trauen sich gar nicht mehr, zu Fuß zum Einkaufen zu gehen und nehmen lieber das Auto um ein Brot zu kaufen. Eine Ausweisung der Ortsdurchfahrt auf Tempo(30) wäre für alle angenehmer.
Die Ortsdurchfahrten Thomasberg sind Landesstraße (L83 und L268) und da ist durchgängig Tempo 30 auf der gesamten Ortsdurchfahrt nach Ansicht der Straßenverkehrsbehörde nicht möglich. Im Bau- und Verkehrsausschuss haben wir uns an vielen Versuchen beteiligt, zusätzliche Tempo 30 Bereiche im Stadtgebiet einzurichten, meist erfolglos.
Auf Drängen der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wurde am 20.10.2023 das Straßenverkehrsgesetz dahingehend geändert, dass nun Ziele des Klima- und Umweltschutzes, der Gesundheit und der städtebaulichen Entwicklung bei Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung berücksichtigt werden können. Wir hoffen dadurch auf mehr Möglichkeiten für Kommunen, Tempo 30 Bereiche einzurichten. Auf Landesstraßen wie der L268 in Thomasberg und Heisterbacherrott werden die Hürden aber weiterhin hoch sein.
Alternative wäre eine bundesweite Änderung der Regelgeschwindigkeit innerorts auf 30 km/h. Für dieses Ziel ist auf unseren Anstoß hin Königswinter letztes Jahr der „Initiative Lebenswerte Städte – Tempo 30“ beigetreten.
5) Wie kann die gemeinsame Nutzung von Radfahrende und Zufußgehende sowie von Radfahrende und Autofahrende sicherer und attraktiver gemacht werden?
Bemerkung: Dies ist m.E. notwendig, da der Verkehrsraum nicht beliebig erweiterbar ist.
Als eine der wichtigsten Maßnahme erscheint uns überall die Angleichung des Verkehrstempos. Also am besten innerorts Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit. Bis das erreicht ist (Bundesangelegenheit) nach Möglichkeit streckenbezogen Tempo 30 oder auch langsamer. Linksseitige Radwege und verpflichtende Radwege auf Gehwegen (Zeichen 240) und vor allem Führung durch Bushaltestellen sind unbedingt zu vermeiden.
6) Was sind die Barrieren/Hinderungsgründe für die Einrichtung/Ausweisung von gemeinschaftlich genutzten Verkehrsflächen, wie SharedSpace-Zonen und Fahrradstraßen und wie können diese sicherer und attraktiver gestaltet werden?
SharedSpace-Zonen sind bisher nicht rechtlich geregelt, die Einrichtung von Fahrradstraßen schon. Die GRÜNEN arbeiten in der Koalition momentan an Möglichkeiten und Konzepten, mehr Fahrradstraßen für eine Fahrradstadt Königswinter umzusetzen. In einem ersten Schritt wird wahrscheinlich immer erst versucht eine Fahrradstraße einzurichten. In weiteren Schritten wird die Aufgabe darin bestehen, die Verkehrssituation sukzessive sicherer zu machen und die Situation für alle Verkehrsteilnehmer zu verbessern.
7) Werden vorhandene und neue Radwege und Fußwege, auf denen Radfahren erlaubt ist, so gestaltet, dass sie auch mit dem Lastenrad genutzt werden können (z.B. auf dem Rheinradweg)? Barrieren beseitigt.
Wir GRÜNEN werden darauf hinwirken, dass alle Radwege nach Möglichkeit so gebaut werden, dass auch Lastenräder gut im Stadtverkehr genutzt werden können.
8) Beleuchtung der Radwege
Die Beleuchtung an vielen Stellen ist schlecht; oft blenden die vorhandenen Laternen. An anderen Stellen fehlen Laternen auf weiten Strecken.
Es gibt kein Radwege-Beleuchtungskonzept.
Wenn einzelne Laternen blenden, oder wenn Strecken gefährlich unbeleuchtet sind, ist der beste Weg, das direkt an die Verwaltung zu melden. Alternative ist, eine Beschreibung der genauen Orte und Mängel an eine der Fraktionen – z.B. uns GRÜNE – zu schicken. Dann wird daraus evtl. ein Antrag im Bau- und Verkehrsausschuss. Sowas dauert aber länger! Weitere Möglichkeit ist ein Bürgerantrag an die Verwaltung, der dann zuerst in den Hauptausschuss kommt und von da an den Bau- und Verkehrsausschuss verwiesen wird.
Es wäre vorstellbar, in dem in Kürze bald auszuschreibenden Radverkehrskonzept das Thema Beleuchtung mit zu thematisieren.
9) Wie wäre es mit mehr Tempo 30 Zonen, z.B. Hauptstr. Königswinter, Abschnitt Kaiserstr. bis Oberkassel. Ich würde mich auf dem Fahrrad wohler fühlen. Ich wohne dort. Kein Spaß für Fußgänger.
Auf unseren Anstoß hin ist Königswinter letztes Jahr der „Initiative Lebenswerte Städte – Tempo 30“ beigetreten.
Bis eine bundesweite Regelgeschwindigkeit von Tempo 30 innerorts erreicht ist, setzen wir GRÜNE uns in der Stadt für mehr Tempo 30 Zonen, Tempo 30 Streckenverbote und Fahrradstraßen in Königswinter ein. Die Hauptstraße ist allerdings eine Landesstraße (L193) mit hohen rechtlichen Hürden zur Einrichtung von Tempo 30 Abschnitten.
Allerdings ist bereits die Planung einer alternativen Radroute parallel zur Hauptstraße (Bahnhofsallee – hinter Sportplatz – Longenburger Straße) in Arbeit.
10) Wie wird Radfahren bei Neubaugebieten unterstützt, Abstellraum, Quartiersgarage oder ähnliches?
PKW-Stellplätze sind meist Pflicht, wettersichere Radabstellräume für Lastenräder, Hänger usw. nicht.
Die von uns GRÜNEN mitgetragene neue Stellplatzsatzung der Stadt Königswinter vom 12.12.2022 sieht auch Fahrradabstellplätze vor, z.B. bei Mehrfamilienhäusern ab 3 Wohneinheiten zwei pro Wohnung. Bei mehr als 6 Stellplätzen sind die zu überdachen, jeder 7. soll für Kindertransport- bzw. Lastenräder ausgelegt sein. (Siehe § 8, Abs. (2) und (3) Stellplatzsatzung)
11) Wann gibt es sichere Abstellplätze in der Altstadt, z.B. am Bahnhof. Mein Rad ist mir zu teuer um es einfach abzustellen.
Für eine Fahrradstadt Königswinter ist ein Radabstellkonzept unbedingt nötig. Es soll Anfang 2024 ausgeschrieben werden. Als GRÜNER Ortsverband unterstützen wir das Anliegen, mehr sichere Abstellplätze für Fahrräder zu schaffen. Gerade beim Umstieg von Fahrrad auf ÖPNV sollte ein sicheres Abstellen der Fahrräder ermöglicht werden.
12) Kein Radweg an der Heisterbacherstr. in ODD. Bitte ändern.
Die Heisterbacher Straße ist der untere Teil der L 268. von Dollendorf nach Heisterbacherrott und für uns GRÜNE die zentrale Berg-Tal Verbindung. Sie muss dringend für sicheren Radverkehr in beiden Richtungen umgeplant werden. Seit vielen Jahren wird nach Möglichkeiten dafür gesucht. Die schwierige Topografie sowohl auf der Landstraße als auch auf möglichen Alternativrouten mit starken Steigungen und Gefällen, die Zuständigkeit der Landesbehörde für die Planung und die Natur- und Denkmalschutzfragen halten das Projekt immer wieder auf. Jetzt wollen der Bürgermeister und die Koalition endlich entscheidende Schritte vorankommen, fast alle Parteien im Rat ziehen hier an einem Strang! Noch in diesem Jahr soll eine Planungsvereinbarung der Stadt mit dem Landesbetrieb NRW geschlossen werden, damit die Planung von der Stadt extern ausgeschrieben werden kann.
13) Das Land hat den Kommunen die Möglichkeit gegeben, Fahrradwege für S-Pedelecs zu öffnen. Gibt es hierzu schon Beschlüsse?
Nein, es gibt bisher noch keine Beschlüsse dazu. Erste Nachfragen bei der Verwaltung haben ergeben, dass bisher wohl auch noch keine konkrete Freigabe geplant ist, dass aber vielleicht Strecken in Frage kommen könnten. Eine solche Freigabe von Radwegen für S-Pedelecs unterliegen strengen Bedingungen. Innerorts soll „eine Freigabe nur in besonderen Ausnahmefällen erfolgen, wie z. B. bei benutzungspflichtigen baulichen Radwegen […] an Hauptverkehrsstraßen mit zulässigen Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 50 km/h.“ https://www.adfc.de/artikel/nrw-ermoeglicht-s-pedelecs-auf-radwegen
Zu bedenken ist immer die Breite der Radwege und bei Mischverkehr Fuß/ Rad die Dichte des Fußverkehrs. Hohes Risiko geht immer von höheren Tempounterschieden zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmenden aus. Unsere Mitglieder im Bau- und Verkehrsausschuss werden die Frage weiter verfolgen.
14) Gerade im Bergbereich sollte(n) Radfahrer/Radfahren sichtbarer werden. Bsp. Durch das (konsequent) Ausweisen von Radfahrspuren auf der Rosenaustr. und ähnlichen Verbindungen in Tempo-30-Bereichen.
Auch wir GRÜNE sind der Ansicht, dass Radfahren eine sichtbare Mobilitätsalternative werden sollte. Radspuren sind für Radfahrende aber nur sicherer, wenn es bauliche Abgrenzungen zum Autoverkehr gibt und die Tempounterschiede zwischen Auto- und Fahrradverkehr nicht zu groß sind. Das neue Straßenverkehrsgesetz gibt Kommunen neue Freiheiten bei der Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen und beim Einrichten von Fahrradstraßen. Diese Möglichkeiten wollen wir nutzen. Eine Fahrradstadt Königswinter wächst mit Konzepten und vielen einzelnen Maßnahmen.